Stillfreundlich im Krankenhaus – So gestaltest du einen sanften Start für dich und dein Baby (Weltstillwoche 2024)

September 30, 2024 | Mutter sein, Stillen, Stillvorbereitung, Wochenbett

  • Home
  • /
  • Blog
  • /
  • Stillfreundlich im Krankenhaus – So gestaltest du einen sanften Start für dich und dein Baby (Weltstillwoche 2024)

Die ersten Stunden nach der Geburt sind entscheidend für die Stillbeziehung zwischen dir und deinem Baby. In dieser intensiven Phase legt ihr den Grundstein für eine innige Verbindung – und genau hier spielen stillfreundliche Strukturen im Krankenhaus eine Schlüsselrolle. Doch was bedeutet „stillfreundlich“ konkret, und wie kannst du sicherstellen, dass du und dein Baby die Unterstützung bekommt, die ihr braucht? In diesem Artikel zeige ich dir, welche Punkte du beachten darfst, damit du dich auf einen sanften, bestärkenden Stillstart freuen kannst.

Jedes Jahr wird weltweit die Weltstillwoche gefeiert, und 2024 (vom 30.September bis 6.Oktober) steht sie unter dem Motto: „Stillfreundliche Strukturen. Für alle.“

Dieses Motto betont die Notwendigkeit, dass Schwangere und stillende Mütter umfassend unterstützt werden – nicht nur im Alltag, sondern vor allem in den entscheidenden Momenten nach der Geburt.

Als Doula und Stillberaterin liegt mir dieses Thema besonders am Herzen, weshalb ich diesen Artikel geschrieben habe, um dich dabei zu unterstützen, einen stillfreundlichen Start für dich und dein Baby zu gestalten.

 Erfahre, wie du durch gezielte Vorbereitung und die richtigen Strukturen im Krankenhaus eine positive Stillbeziehung aufbauen kannst.

Warum ist ein stillfreundlicher Start so wichtig?

Stillen ist mehr als nur Ernährung – es ist Nähe, Schutz, Geborgenheit und Liebe. Für viele Frauen beginnt das Stillen nicht erst nach der Geburt, sondern ist bereits Teil der Planung in der Schwangerschaft. Ein stillfreundlicher Start bedeutet, dass dir und deinem Baby im Kreißsaal und auf der Wochenbettstation ein Umfeld geboten wird, das eure Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt.

Stillfreundlichkeit sorgt dafür, dass du die bestmögliche Unterstützung erhältst, um das Stillen erfolgreich zu beginnen und durchzuhalten. Das schließt nicht nur fachliche Kompetenz ein, sondern auch emotionale Unterstützung, Respekt vor deinen Entscheidungen und ein offenes Ohr für deine Fragen. Denn Stillen sollte leicht, natürlich und positiv sein – von Anfang an.


Stillfreundliche Strukturen im Kreißsaal: Der magische erste Moment

Die ersten Stunden nach der Geburt sind oft magisch – und gleichzeitig können sie entscheidend für den Stillstart sein. Im Kreißsaal, direkt nach der Geburt, wird der Grundstein für eure Stillbeziehung gelegt.

1. Breast Crawl: Lass dein Baby den Weg zur Brust finden

Der Breast Crawl ist ein natürlicher Reflex, bei dem das Neugeborene nach der Geburt eigenständig den Weg zur Brust der Mutter findet. Dieser magische Moment bietet zahlreiche Vorteile sowohl für das Baby als auch für die Mutter. Für das Kind fördert der Breast Crawl das instinktive Saugverhalten und erleichtert den Übergang zur Nahrungsaufnahme an der Brust. Die Haut-zu-Haut-Bindung stabilisiert zudem die Atmung, Herzfrequenz und Temperatur des Babys, während gleichzeitig das Stresshormon Cortisol gesenkt wird. Für die Mutter stärkt dieser intime Moment die Bindung und aktiviert das „Kuschelhormon“ Oxytocin, das die Rückbildung der Gebärmutter unterstützt und den Milcheinschuss anregt. Durch den natürlichen, babygeleiteten Beginn des Stillens, wird außerdem das Selbstvertrauen der Mutter gefördert, was oft zu einem positiven und entspannteren Start in die Stillzeit führt.

2. Babygeleitetes Anlegen / intuitives Stillen

breast crawl weltstillwoche 2024

Das babygeleitete Anlegen oder intuitive Stillen basiert darauf, dass das Baby selbst den Zeitpunkt und die Art des Anlegens bestimmt. Unmittelbar nach der Geburt zeigen Neugeborene von Natur aus Signale, wenn sie bereit sind zu stillen – sie suchen die Brust aktiv, heben den Kopf, machen Schmatzgeräusche oder stecken die Zunge heraus. Indem die Mutter auf diese Signale achtet und das Baby in seiner natürlichen Bewegung unterstützt, entwickelt sich das Stillen auf sanfte und stressfreie Weise. Für das Baby bedeutet das, dass es in seinem eigenen Tempo an die Brust kommt, was das Stillen erfolgreicher macht und Saugprobleme reduziert. Für die Mutter schafft dieses intuitive Stillen eine entspannte Atmosphäre, da es nicht erzwungen wird. So wird das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt, die Stillbeziehung zu gestalten und auf die Bedürfnisse des Babys einzugehen.

3. Kolostrum, das flüssige Gold

Kolostrum, auch als „flüssiges Gold“ bekannt, ist die erste Milch, die die Brust nach der Geburt produziert und extrem wertvoll für das Neugeborene. Diese gelbliche, dickflüssige Milch ist reich an Nährstoffen und Abwehrstoffen, die das Baby in den ersten Lebenstagen vor Infektionen schützen. Kolostrum enthält wichtige Antikörper, die das Immunsystem des Babys unterstützen und wie ein natürlicher Schutzschild wirken. Darüber hinaus hat es eine leicht abführende Wirkung, die dem Baby hilft, überschüssiges Bilirubin – das für Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist – schneller auszuscheiden. So unterstützt Kolostrum das Baby beim Start ins Leben, indem es die Verdauung fördert, Infektionen vorbeugt und die Neugeborenengelbsucht reduziert. Darum solltest du sicher gehen, dass dein Baby diese wertvollen ersten Tropfen erhält, egal wie die Geburt verlief. Ab der 37. SSW kannst du bereits üben, das Kolostrum per Hand zu gewinnen und einzufrieren für die Geburt - sprich dazu gern mit einer Stillberaterin.

Wie du diese Punkte in deinen Geburtsplan integrierst:

  • Vermerke im Geburtsplan, dass du möchtest, dass dein Baby direkt nach der Geburt auf deine Brust gelegt wird, um den Breast Crawl zu ermöglichen.
  • Notiere, dass dir das babygeleitete Anlegen wichtig ist, ohne Druck oder Eile.
  • Besprich mit dem Krankenhaus, dass du das Kolostrum als natürliche Prophylaxe gegen Gelbsucht nutzen möchtest, und notiere das ebenfalls im Geburtsplan.

Stillfreundliche Unterstützung im Wochenbett: Dein Baby und du im Fokus

Die ersten Tage nach der Geburt – das Wochenbett – sind oft genauso intensiv wie die Geburt selbst. Hier zeigt sich, wie wichtig eine stillfreundliche Betreuung ist, um das Stillen erfolgreich zu beginnen und Hindernisse von Anfang an zu meistern.

1. Kompetente Stillberatung für jede Mutter

Jede Frau sollte im Wochenbett Zugang zu kompetenter Stillberatung erhalten, sei es durch den Kinderarzt, die Gynäkologin oder die Hebamme. Gerade in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt kann das Stillen herausfordernd sein, und die richtige Unterstützung ist entscheidend, um Probleme frühzeitig zu erkennen und zu lösen. Leider wird das Stillen oft vorschnell als Ursache für viele Probleme dargestellt – sei es bei Babys Gewichtszunahme, Unruhe oder Schlafstörungen – und Mütter werden häufig dazu gedrängt, schneller abzustillen, als ihnen lieb ist. Hier ist es wichtig, dass du dich (bereits gern schon während der Schwangerschaft) mit einer Stillberaterin in Verbindung setzt. Sie kann dir nicht nur bei Fragen rund ums Anlegen und andere Zweifel helfen, sondern auch frühzeitig auf Probleme wie orale Restriktionen (z. B. ein zu kurzes Zungenbändchen) hinweisen, die das Stillen erschweren könnten. Eine kompetente Beratung hilft dir, selbstbewusst und informiert deine Stillreise zu gestalten und den für dich und dein Baby besten Weg zu finden.

2. Wochenbettbesuch - nein oder ja?

unterstützender Wochenbettbesuch

Ein stillfreundlicher Wochenbettbesuch sollte in erster Linie die Bedürfnisse der frischgebackenen Mutter und ihres Babys respektieren. Fremde Menschen, ungewohnte Gerüche und laute Geräusche können für das Neugeborene Stress bedeuten und die empfindliche Stillbeziehung stören. Oft kommt es vor, dass Besucher das Baby halten wollen, doch es ist wichtig, dass das Baby nicht unfreiwillig aus den Armen der Mutter genommen wird. Die Mutterinstinkte sind stark – und es ist vollkommen in Ordnung, klare Grenzen zu setzen, um das Wohlbefinden des Babys zu schützen. Ein stillfreundlicher Besuch bedeutet auch, dass Besucher hilfreich sein sollten: Statt sich ausschließlich um das Baby zu kümmern, können sie besser praktische Unterstützung leisten, wie etwa Essen kochen, das Bad putzen oder andere Aufgaben übernehmen, damit die Mutter sich in Ruhe aufs Stillen und die Erholung konzentrieren kann. So wird der Besuch nicht zur Belastung, sondern zur echten Entlastung in dieser besonderen Zeit

3. Stillfreundliches Zufüttern – Wenn es nötig ist

Beim stillfreundlichen Zufüttern ist es wichtig zu verstehen, dass eine geringe Gewichtszunahme des Babys oft nur ein Symptom ist – die Ursache muss gefunden und nicht einfach mit zusätzlicher Nahrung überdeckt werden. Häufig können Anlegeprobleme, ein zu kurzes Zungenbändchen oder eine unzureichende Milchproduktion dahinterstecken. In solchen Fällen sollte immer zuerst (bzw. simultan, wenn es akut zugefüttert werden muss) eine erfahrene Stillberaterin kontaktiert werden, um die Ursachen zu klären und gezielte Lösungen zu finden.

Das Zufüttern mit der Flasche ist nicht stillfreundlich, da es oft zu Saugverwirrung führt. Das Baby saugt an der Flasche anders als an der Brust, was das Stillen erschweren und langfristig die Milchproduktion negativ beeinflussen kann. Bessere Alternativen sind der Becher, ein Löffel oder eine Spritze, die dem Baby ermöglichen, die Brust weiterhin effektiv zu nutzen, ohne die Saugtechnik zu verlernen. So wird das Zufüttern sanft in die Stillbeziehung integriert, ohne die natürliche Stilldynamik zu stören.

Tipps für ein stillfreundliches Wochenbett:

  • Fordere schon vor der Geburt eine Stillberaterin an, die dich im Krankenhaus unterstützt.
  • Setze Grenzen und verlange eine respektvolle Haltung dir gegenüber in Bezug auf Wochenbettbesuche
  • Wenn Zufüttern nötig wird, bestehe auf stillfreundliche Methoden wie den Becher oder die Spritze.

Stillen und Alltag – Flexibilität für die ganze Familie

Wenn du bereits ein älteres Kind hast, kann die Ankunft eines neuen Babys zusätzliche Herausforderungen mit sich bringen. Eine stillfreundliche Struktur geht über das Krankenhaus hinaus – sie umfasst auch die Unterstützung, die du im Alltag brauchst, damit das Stillen ohne Stress gelingen kann.

1. Fremdbetreuung von Geschwisterkindern

Wenn du ein Kita-Kind hast, weißt du, wie anstrengend es sein kann, mit einem Neugeborenen starre Abholzeiten einzuhalten. Eine stillfreundliche Struktur bedeutet auch, dass du mehr Flexibilität bei den Abholzeiten deines älteren Kindes haben solltest, damit du dich ganz auf das Stillen und das Neugeborene konzentrieren kannst. Denn der Stress, das ältere Kind pünktlich abzuholen, kann sich negativ auf dein Wohlbefinden und damit auch auf das Stillen auswirken. Sprich daher mit deiner Kita/Hort und schaue, ob diese bereit ist, dich dabei zu unterstützen. Sollte dies nicht der Fall sein, so plane Alternativen und übe mögliche neue Strukturen ein - zum Beispiel, dass ein anderes Familienmitglied wie Papa, Oma, Opa oder Tante das Kind aus der Kita oder dem Hort abholt.

2. Unterstützung durch Familie und Umfeld

Eine stillfreundliche Unterstützung durch Familie und das nähere Umfeld ist entscheidend für eine gelungene Stillbeziehung. Oft sind es die kleinen Gesten, die den Unterschied machen: Verständnis, Geduld und konkrete Hilfe im Alltag. Gerade in der Anfangszeit brauchen Mütter Ruhe und Rückhalt, um sich auf das Stillen und den neuen Rhythmus mit dem Baby einzulassen. Das bedeutet auch, dass das Umfeld sich zurücknehmen sollte, keine ungewollten Ratschläge geben oder Druck ausüben – zum Beispiel, das Baby abzustillen, weil es vermeintlich „besser schlafen“ würde.

Stattdessen sollten Familie und Freunde die Mutter ermutigen und bestärken, die Bedürfnisse ihres Babys zu erkennen und auf ihre Intuition zu vertrauen. Praktische Hilfe, wie das Kochen von Mahlzeiten, Einkäufe oder das Sauberhalten des Haushalts, ist ebenfalls eine große Unterstützung. Vor allem ist es wichtig, dass das Umfeld akzeptiert, dass das Stillen Vorrang hat und die Bedürfnisse der Mutter und des Babys an erster Stelle stehen. So kann eine stillfreundliche Atmosphäre entstehen, in der Mutter und Kind in Ruhe ihre Stillbeziehung aufbauen können.

3. Stillfreundliche Öffentlichkeit

Stillen in der Öffentlichkeit - Weltstillwoche 2024

Stillen in der Öffentlichkeit sollte für jede Mutter selbstverständlich und stillfreundlich möglich sein, ohne Stress oder Unsicherheit. Es ist wichtig, dass du dich dabei wohlfühlst und Orte wählst, an denen du dich entspannt auf das Stillen konzentrieren kannst – sei es ein Café, ein Park oder ein stillfreundlicher Rückzugsort in öffentlichen Einrichtungen. Dabei ist es entscheidend, dass dein Baby nach Bedarf gestillt werden kann, ohne dass du dich durch Blicke oder Kommentare unter Druck gesetzt fühlst.

Um das Stillen in der Öffentlichkeit stillfreundlich zu gestalten, kannst du bequeme Kleidung tragen, die diskretes Anlegen ermöglicht, oder ein leichtes Tuch zur Abdeckung nutzen, wenn du dich damit wohler fühlst. Wichtig ist, dass du selbstbestimmt stillen kannst, ohne dich rechtfertigen zu müssen. Auch hier gilt: Setze Grenzen, wenn du dich unwohl fühlst, und fordere den Raum ein, den du und dein Baby brauchen. Stillfreundliche Orte fördern dieses natürliche Bedürfnis und bieten dir den Schutz und die Akzeptanz, die du in dieser Phase verdienst.


Fazit: Dein Weg zu einem stillfreundlichen Start

Ein stillfreundlicher Start bedeutet, dass du und dein Baby von Beginn an die bestmögliche Unterstützung erhaltet – sei es im Kreißsaal, auf der Wochenbettstation oder im Alltag, auch mit Geschwisterkindern. Stillen sollte eine positive und bestärkende Erfahrung sein, die dir hilft, eine tiefe Bindung zu deinem Baby aufzubauen. Mit gezielter Vorbereitung und der richtigen Unterstützung kannst du diesen Weg erfolgreich und entspannt gehen. Dein Körper ist dafür gemacht, und es ist wichtig, dass du selbstbestimmt und gut informiert deinen Stillweg gestaltest.

Lade dir jetzt meine kostenlose Checkliste für euren Stillstart herunter

Sie ist ein wertvolles Fundament für euren entspannten Stillbeginn sowie konkreter Startpunkt und Fahrplan für deine individuelle Stillvorbereitung.

Bereite dich gut vor!
Stillvorbereitung ist ein proaktiver Schritt, den jede Frau gehen sollte. Du hast die Macht, dich frühzeitig zu informieren und deine eigenen Entscheidungen zu treffen. Indem du dich auf das Stillen vorbereitest, kannst du Herausforderungen gelassener begegnen und deine Stillbeziehung von Anfang an stärken. Melde dich für meinen Stillvorbereitungskurs in Cottbus an und erfahre alles, was du über einen gelungenen Stillstart wissen musst – für dich und dein Baby (solltest du nicht in der Nähre wohnen, so ist eine online Vorbereitung ebenso möglich. Diese biete ich jedoch vorerst nur individuell an. Kontaktiere mich dazu einfach hier!)


Diesen Artikel pinnen

Sanfter Stillstart aktiv gestalten
Stillstart aktiv beeinflussen
Stillstart ist keine Glückssache
About the author, Sandra

administrator

Während meines zweiten Wochenbettes habe ich mich entschieden den Weg der Doula zu gehen. In Verbindung mit meinen Interessen in die Natur und Spiritualität begleite ich schwangeren Frauen so individuell und liebevoll wie sie es verdienen und Standard sein sollte. Ich stehe für eine selbstbestimmte Schwangerschaft, weiblicher(e) Geburtskultur und selbstbewusste Stillzeit.

Lass' uns in Verbindung bleiben

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
>
Cookie Consent mit Real Cookie Banner